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HannesU2
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„Bin mit U2 auf Welttournee“

Er tourte mit Vasco Rossi, der im Oktober in Bozen auftreten wird, durch Europas Stadien und begleitet derzeit U2 auf ihrer Welttournee. Der Brixner Hannes Dander ist als Tontechniker bei vielen großen Musikkonzerten hautnah dabei. Über den Umgang mit den Stars und das „lässige“ Tour-Leben hat er mit Südtirol Online gesprochen.
Südtirol Online: Mit welchen Stars waren Sie bereits auf Tournee?

Hannes Dander: Bei meiner ersten Tour war ich mit Vasco Rossi unterwegs, danach bin ich
 mit Enrique Iglesias auf Europa-Tournee gewesen, später folgten Tourneen mit Sting, AC/DC,
den „Eagles“ und zweimal mit Nickelback. Derzeit bin ich mit U2 in Turin auf einer Welttournee.

STOL: Was machen Sie konkret?

Dander: Ich bin derjenige, der die Tonanlagen aufbaut. Bei einem großen Konzert wie hier in Turin die gesamte Anlage an einem Tag aufzubauen, wäre ziemlich streng. Deshalb wird am ersten Tag im Stadion die Anlage aufgebaut und am zweiten Tag kommt dann die „backline“ an die Reihe, d.h. die ganzen Instrumente und Verstärker. Insgesamt besteht die Crew bei diesem Konzert aus 400 Leuten: 180 Produktionsleute, zu denen auch ich zähle, welche die Technik aufbauen (Sound, Video, Licht), eine Gruppe, die das Stahlgerüst aufbaut und 160 LKW-Fahrer, welche die Anlage und die Bühne von einem Ort zum nächsten bringen.

STOL: Wie hat alles angefangen?

Dander: Vor vier Jahren war ich auf Arbeitssuche und habe von der Firma „Audio-Rent“ aus der Schweiz gehört, die große Konzerte ausrüstet. Die Firma verleiht Musikanlagen, bei denen auch immer ein Techniker mit dabei ist. Ich habe mich beworben und wurde nach einiger Zeit genommen.

„Kann manchmal Vasco Rossi die Hand schütteln “

STOL: Lernen Sie bei ihrem Job die Stars wie Bono, Vasco Rossi und Co. auch persönlich kennen?

Dander: Man hat die Gelegenheit dazu, ja. Wie man sich aber vorstellen kann, ist es für die Künstler nicht angenehm, wenn immer alle auf sie zulaufen. Deshalb gibt es manchmal eine Crew-Party, wo die ganze Mannschaft dabei ist. Manchmal machen auch die Künstler eine Feier für die Mannschaft, da kann man schon mal jemanden die Hand schütteln.

STOL: Wie geben sich die großen Stars im Umgang mit der Crew?

Dander: Das ist unterschiedlich. Bei der U2-Tournee, wo ich gerade bin, ist die Atmosphäre beispielsweise sehr gelassen.

STOL: Ihr persönlicher Bandfavorit?

Dander: Das ist schwer zu sagen. Leider war ich noch nie auf einer Tournee von „The Queen of the Stone Age“ mit dabei. Ich glaube, sie wären meine Favoriten.

STOL: Das beste Konzert, bei dem Sie als Tontechniker gearbeitet haben?

Dander: Es waren die Konzerte auf der AC/DC-Tournee, die ich im vergangenen Juni begleitet habe. Aber auch die derzeitige U2-Tournee gefällt mir sehr gut, weil sie durch alle Kontinente geht. Das Reisen und das Leute-Kennenlernen waren immer schon etwas, was mich interessiert hat.

„Lässig, am nächsten Tag in einer anderen Stadt aufzuwachen“

STOL: Welche Städte und Länder haben Sie durch ihre Arbeit bereits kennengelernt?

Dander: Ich war in ganz Europa unterwegs, im vergangenen Jahr war ich mit U2 erstmals in den USA und in Kanada. Im Laufe dieser Tour werden wir auch nach Südamerika, Australien und Neuseeland reisen. Vielleicht besuchen wir auch einige asiatische Länder.

STOL: Wie lebt es sich „aus dem Koffer“? Sehnen Sie sich manchmal zurück nach einem „normaleren“ Job?

Dander: Eigentlich gewöhnt man sich daran, auch wenn es körperlich ziemlich anstrengend ist. Meistens sind wir mit einem der zehn bis zwölf Tourbusse unterwegs, je nachdem wie groß die Distanz zwischen den Städten ist. In Turin beispielsweise werden wir zwei bis drei Stunden nach dem Konzert den Abbau fertig haben, danach steigen wir gemeinsam mit der ganzen Crew in den Bus, der mit Sofas, Schlafplätzen und einer kleinen Küche ausgestattet ist. Nach dem Auftritt essen und trinken wir oft noch etwas zusammen. Es passiert, dass man am nächsten Tag in einer anderen Stadt aufwacht. Das ist lässig.

STOL: Sind Sie beim Vasco Rossi-Konzert im Oktober in Bozen mit dabei?

Dander: Ich habe die letzten zwei Stadion-Tourneen mit Vasco Rossi gemacht, dieses Mal werde ich eher nicht dabei sein. Während die Indoor-Tour von Vasco Rossi gelaufen ist, war ich anderweitig unterwegs. Deshalb wurde ein anderer Techniker dafür engagiert.

STOL: Wie oft sehen Sie ihre Heimat Brixen?

Dander: Das ist ganz unterschiedlich, ich glaube im vergangenen Jahr war ich sechs Monate in Südtirol. Heuer wird es ein bisschen weniger werden. Meine Firma engagiert mich immer je nach Bedarf.

„Atmosphäre bei U2-Konzerten ist genial“

STOL: Wie beurteilen Sie die Konzertkultur in Südtirol?

Dander: Ich bin in Südtirol mit dem Ganzen aufgewachsen und finde, dass es bei uns super Bands gibt. Mich begeistern zum Beispiel „4Twenty“, „Sense of Akasha“ und Loud. Es gibt sehr viele gute Musiker in Südtirol. In Brixen hat sich die Konzertszene in letzter Zeit ein bisschen beruhigt, Grund dafür ist oft das Thema Lärmbelästigung. In Bruneck dagegen gibt es ein sehr gutes Angebot an Konzerten. Es ist bei uns von Stadt zu Stadt verschieden.

STOL: Haben Sie schon einmal eine Musikgruppe erlebt, die nicht „live“, sondern „playback“ gesungen hat?

Dander: Bei den Konzerten, bei denen ich gearbeitet habe, war das nie der Fall.

STOL: Wie ist es für Sie, wenn Sie auf der U2-Tournee immer wieder die gleichen Lieder hören?

Dander: Ich war persönlich kein U2-Fan, als ich mit ihnen auf Tournee gegangen bin. Mir haben die alten Lieder von ihnen gefallen, die aktuellen Songs sind nicht mehr ganz nach meinem Geschmack. Ich muss aber sagen, dass die Atmosphäre bei allen ihren Konzerten genial ist. Ohne Zweifel, das ist ein ganz tolles Erlebnis.

Interview: Harald Prosch - STOL-14.08.2010 - Panorama